Nachruf von Föhl/Glogner-Pilz

Prof. Dr. Armin Klein – ein engagiertes Leben für einen exzellenten Kulturbetrieb

Nachruf von Patrick S. Föhl und Patrick Glogner-Pilz

Mit Armin Klein verlieren das Fach Kulturmanagement und der Kulturbetrieb insgesamt einen – der viel zu wenigen – Impulsgeber*innen, die das Große und Ganze im Blick haben und mit Charakter an die Dinge herangehen. Er wird schmerzlich fehlen bei der Reflexion und Gestaltung der unaufhaltbar anstehenden Transformationen im Kulturbereich und der dringenden Neupositionierung des Kulturmanagements.

Der promovierte Germanist und Politikwissenschaftler hat wie kein anderer über Jahrzehnte die Entwicklung des Fachs Kulturmanagement in Deutschland geprägt. Zu Beginn seiner Professur für Kulturwissenschaften und Kulturmanagement am Institut für Kulturmanagement der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg im Jahr 1994 steckte die Disziplin in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Armin Kleins stete publizistischen Transferleistungen bildeten das Fundament, auf dem das junge Fach wachsen konnte. Schlüsselwerke wie „Kulturmarketing“, „Projektmanagement für Kulturmanager“ oder das „Kompendium Kulturmanagement“ – um nur eine kleine Auswahl zu nennen – spielen noch heute eine große Rolle in der Lehre und sind in vielfacher Auflage erschienen. 

Allerdings begnügte er sich nicht mit der Veröffentlichung und Herausgeberschaft von Grundlagenwerken. Gleichermaßen wichtig waren ihm seine Impulse für eine zeitgemäße Kulturpolitik und Kulturentwicklung. Bücher und Aufsätze wie „Der exzellente Kulturbetrieb“, „Nachhaltigkeit als Ziel von Kulturpolitik und Kulturmanagement“ oder der noch jüngst in den Kulturpolitischen Mitteilungen erschienene Aufsatz „Bürokratie als Hemmnis der Transformation“ stehen hier exemplarisch für viele.

Eine weitere Stärke von Armin Klein war, Dinge anschaulich zu vermitteln und auf den Punkt zu bringen. Das wussten seine Studierenden und Doktorand*innen genauso zu schätzen wie das Publikum seiner unzähligen Vorträge und Podiumsdiskussionen. Dabei zeigte sich besonders deutlich, dass er nicht „nur“ ein leidenschaftlicher Wissenschaftler war, sondern als Autor und Lehrender zusätzlich aus dem Fundus seiner praktischen Tätigkeiten vor der Ernennung zum Professor schöpfte. Die Stellen als Leitender Dramaturg am Theater am Turm in Frankfurt am Main und von 1981 bis 1994 als Kulturreferent der Universitätsstadt Marburg waren hierbei prägende Stationen. Durch Beratungen und Ämter, etwa im Vorstand der Kulturpolitischen Gesellschaft, blieb er während seiner aktiven Zeit als Professor am Puls der Zeit. Als Direktor der „Danube School for Arts Management in Ulm“, Leiter des Weiterbildungsprogramms der Robert-Bosch-Kulturmanager in Mittel- und Osteuropa und Gastprofessor an verschiedenen Universitäten sowie als Vortragender in vielen verschiedenen Ländern teilte er sein Wissen auf vielen Plattformen. Auch nach seiner Emeritierung 2017 blieb er Praxis und Lehre als Berater und Dozent erhalten.

Wenn man den schwierigen Versuch unternimmt, sein Wirken zusammenzufassen, fällt ein Aspekt immer wieder besonders auf: Armin Klein war in vielerlei Hinsicht seiner Zeit voraus. Seine Reflexionen zur Nachhaltigkeit oder zu den desolaten Führungs- und Verfahrensstrukturen im Kultur- und Bildungsbetrieb aus den 2000er-Jahren sind heute so aktuell wie nie, fanden damals aber nur bedingt Aufmerksamkeit, da die adressierten Akteur*innen noch nicht bereit und/oder willens waren, sich mit diesen komplexen Themen auseinanderzusetzen. 

Anders war das mit der 2012 veröffentlichten Polemik „Der Kulturinfarkt“, in der er mit drei weiteren Autoren die These aufstellte, dass durch die öffentliche Kulturförderung in Deutschland „von allem zu viel und überall das Gleiche“ produziert würde. Eine derart umfangreiche Debatte über kulturpolitische Fragestellungen, wie sie das umstrittene Buch nach sich zog, sucht ihresgleichen in Deutschland. Auch wenn es hier gelang, Fragen der kulturellen Entwicklung in ein breites Rampenlicht zu rücken, so waren die mitunter heftigen Reaktionen leider wenig konstruktiv. Eine derartige Debatte würde gut zehn Jahre später – zumindest teilweise – anders verlaufen und Armin Klein hat daran einen großen Anteil. 

Er scheute sich folglich nicht vor kontroversen Auseinandersetzungen. Dabei ist zu betonen, dass Armin Klein mit seinen klaren und mutigen Haltungen immer den Erhalt und die Weiterentwicklung eines vielfältigen Kulturlebens in Deutschland im Blick hatte. Dem würden sicherlich nicht wenige widersprechen, aber wer ihn auch nur ein bisschen kannte, wusste, wie sehr ihm Kunst und Kultur am Herzen lagen. Er war nie verlegen um eine Empfehlung und das machte ihn auch als Professor besonders glaubwürdig. Sei es Musik, Theater oder – die von ihm so sehr geliebten – Krimis, stets merkte man in den Gesprächen: Armin Klein brennt für das, von dem er spricht. Jede*r Studierende wird sich an seine vielen Anekdoten und praktischen Einblicke erinnern. Kulturmanagement ohne Affinität und dieses Brennen für Kunst und Kultur ist am Ende „bloße Theorie“. Und das ist auf Dauer sehr schädlich für eine angewandte Wissenschaft. 

Über seine diskursiven und fachlichen Stärken hinaus war Armin Klein im Sinne eines „Generationenvertrages“ aber auch und vor allem ein wahrer Netzwerker und „Empowerer“ seiner Studierenden und Absolvent*innen. Er machte es sich zur steten Pflicht, deren Einstieg oder berufliche Weiterentwicklung wo möglich durch seine umfassenden Netzwerke zu unterstützen. Eine Seltenheit heutzutage. Dabei war er auch stets bereit, die Bühne zu teilen oder gar von dieser zurückzutreten. Darüber hinaus stand seine Tür bei Problemen und Fragen immer offen. Unzählige Menschen verdanken Armin Klein viel bezüglich ihres beruflichen und akademischen Werdegangs. Wir werden ihn als Mentor und Austauschpartner vermissen. Eins ist dabei gewiss: Er wird durch dieses Netzwerk weiterhin an den gegenwärtigen und anstehenden Diskursen beteiligt sein.

Über die Liebe für die Kunst und Kultur hinaus teilte er gerne seine weiteren Leidenschaften. Das waren insbesondere das Reisen und die Kulinarik. Aber mit noch größerer Freude, Stolz und Häufigkeit sprach Armin Klein über seine Familie. Das konnte man auch von ihm lernen, nie die wirklich wichtigen Dinge aus dem Blick zu verlieren. Insofern geht ein erfülltes Leben viel zu früh zu Ende. 

Unsere Gedanken und unser Beileid sind bei seiner Frau und seinen Kindern.

In tiefer Verbundenheit: »Die Patricks« (Zitat Prof. Dr. Armin Klein)

© Prof. Dr. Armin Klein   Impressum  Kontakt