Prof. Dr. Armin Klein war ein Vordenker seines Fachs und eine seiner bekanntesten Koryphäen. Das Institut für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft in Ludwigsburg, das er 23 Jahre lang prägte, verliert mit ihm einen klugen und vielseitig interessierten, ausgezeichnet vernetzten Kulturmanager, einen passionierten Lehrer und Autor wissenschaftlicher Fachbücher, einen intensiv fördernden Kollegen und Vorgesetzten, den eine Krankheit jäh aus dem Leben gerissen hat. Wir betrauern ihn zutiefst.
Mit seiner Persönlichkeit und seinen Schriften hat Armin Klein nicht nur das Institut für Kulturmanagement nachhaltig geprägt, sondern auch das ganze Fach. Er wurde 1951 in Wiesbaden in eine Familie aus Buchhändlern und Vertriebsleitern zweier großer Verlage hineingeboren, die sich dem Buchwesen verschrieben hatte. Wohl auch deshalb war er nicht nur ein passionierter Autor, sondern auch ein leidenschaftlicher Leser. Es war stets beeindruckend zu sehen, wie viel und wie schnell Armin Klein las. Diese erste Leidenschaft für Bücher führte ihn mitten in seine Studienfächer hinein, Germanistik, Politikwissenschaft und Philosophie an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz (1973-1979). Es waren die ‚wilden‘ 1970er-Jahre, Zeiten des politischen Experiments und der künstlerischen Freiheit also, in denen auch Armin Klein seinem (Lese-)Studium eigene Taten folgen lassen wollte. Er wählte dafür den Ort seiner zweiten Leidenschaft, das Theater. Als Leitender Dramaturg des (damals weit bekannten) Frankfurter Theater am Turm (1979-1981) lernte er vor allem eines, wie er seinen Studierenden in Ludwigsburg später immer wieder erzählte: „Der Vorhang muss hochgehen.“
Tatkraft, praktische Erfahrung und der Wunsch, die Bedingungen für Kunst und Kultur stets ein bisschen besser zu machen, weckten schließlich sein Interesse für deren Rahmenbedingungen, und so war der Wechsel in den Beruf des Kulturreferenten der Universitätsstadt Marburg 1981 nur folgerichtig. In Marburg entdeckte Armin Klein zugleich seine dritte große Leidenschaft, die Kulturpolitik. Ob als künstlerischer Leiter des Körpertheaterfestivals Balance (1983-1991), als Organisationsleiter der Großen Landesausstellung Elisabeth von Thüringen (1983) und Kurator der Ausstellung Neue Frankfurter Schule (1987 mit W. P. Fahrenberg), oder ob, zwei Jahrzehnte später, als Professor für Kulturmanagement und Vorstand der Kulturpolitischen Gesellschaft in Bonn (2006-2012): Armin Klein wollte aktiv gestalten und nahm die Chancen, die sich ihm im Kulturbetrieb dafür boten, mit Leib und Seele wahr.
Das ‚Machen‘, aber auch das Reflektieren des Gemachten führten zu seiner vierten großen Leidenschaft, dem Lehren und Vermitteln. Schon in seinem Promotionsthema klingt an, worum es ihm künftig gehen würde. Die 1993 an der Universität Marburg eingereichte Dissertationsschrift mit dem Titel „Kinder, Kultur, Politik: Perspektiven kommunaler Kinderkulturarbeit“ (Opladen) lässt den Blick des Soziologen und angehenden Analytikers auf den Kulturbetrieb deutlich erkennen. Der Ruf der PH Ludwigsburg ließ folglich nicht lange auf sich warten. Von 1994 an wirkte Armin Klein als Professor für Kulturmanagement und Kulturwissenschaft an der Seite von Prof. Dr. Werner Heinrichs, um den neuen Studiengang Öffentliche Kulturarbeit und Kulturmanagement mit Leben zu füllen. Das Fach Kulturmanagement war in Baden-Württemberg, im Rahmen der „Kunstkonzeption“, gerade erst etabliert worden; beide stammten aus dem Jahr 1990. Der Studiengang etablierte damit sowohl eine neue akademische Disziplin als auch ein Fortbildungsangebot für Kulturmanager*innen – ein Boden, der zu Beginn der 1990er-Jahre noch kaum bestellt war. Der Spielraum für die akademische und wissenschaftliche Grundlegung des Fachs war demnach groß, und Armin Klein nahm die Herausforderung mit Verve an: Er wurde Leiter des Kontaktstudiums und später des Master-Aufbaustudiums.
Die von ihm verfasste Grundlagenliteratur zu den Themen Theater- und Museumsmanagement, zu Kulturpolitik, Organisationstheorie und Kulturanthropologie umfasst zahlreiche Lehrbücher und Schriften in vielen Auflagen. Es war jedoch vor allem ein Werk, das ihm Bekanntheit weit über die akademischen Kreise hinaus verschaffte: Sein Buch „Kulturmarketing“ (2001) stand nicht nur bei der sich allmählich formierenden Scientific Community, sondern auch bei unzähligen Praktiker*innen im Bücherregal. Es bot neue Perspektiven auf alte Probleme, ebenso wie Alternativen im Denken und Lösungsansätze im Handeln. Damit traf Armin Klein einen Nerv im neoliberal inspirierten Kulturbetrieb der 1990er- und 2000er-Jahre, der sich seinerseits in Aufbruchstimmung befand.
Das Fach Kulturmanagement hatte sich als Ort der Expertise für betriebswirtschaftliche Fragestellungen etabliert und Armin Klein blieb unermüdlich, wenn es darum ging, die Erkenntnisse des noch jungen Faches in die breite Öffentlichkeit zu vermitteln. Dabei zeigte er sich nicht immer bequem, sondern auch durchaus streitbar. Parallel dazu weitete er den Radius des Faches ins Internationale aus – ob durch zahlreiche, in Ludwigsburg betreute Promotionsvorhaben oder eine rege Vortragstätigkeit in Europa, Kanada und Asien, durch die Mitherausgeberschaft internationaler Jahrbücher oder Kooperationen wie mit dem Goethe-Institut oder der Robert Bosch Stiftung (als Leiter des Weiterbildungsprogramms der Robert-Bosch-Kulturmanager in Mittel- und Osteuropa).
Man könnte meinen, dass all die erwähnten Leidenschaften schon ein ganzes Leben trügen. Und doch gab es noch eine weitere, der Armin Klein erst in seinem (Un-)Ruhestand vollumfänglich nachgehen konnte: jene für das Meer. Als Kulturwissenschaftler hielt er Vorträge auf Kreuzfahrtschiffen, bereiste die Welt und betrachtete sie erneut aus einem anderen Blickwinkel. Meer und Schiff sind in gewisser Weise auch Symbole für Armin Klein selbst, der stets in Bewegung blieb, ob als Wissenschaftler oder als Mensch. Panta rhei – alles fließt. Nun hat Armin Klein, viel zu früh, den letzten Ozean überquert. Unsere Gedanken sind bei seiner Frau und seinen Kindern. Das Institut für Kulturmanagement, das er so prägend mitgestaltet hat, wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.